Traditionsreicher FFD in Israel
Neben den USA war Israel das erste Land, in dem FFD-Freiwillige gearbeitet haben. In manchen Jahren engagierten sich 10-15 rheinische Freiwillige in unterschiedlichen sozialen Projekten in Israel.
In diesem Jahr haben wir 6 Freiwillige entsandt, fünf in das Projekt ALUT und eine nach Kfar Tikva.
„Mein Jahr in Israel hat mich auf vielerlei Weise geprägt. Die kulturelle Vielfalt dieses Landes hat mich beeindruckt und die Wärme der Menschen hat mir gezeigt, wie ein gutes Gemeinschaftsleben jenseits „deutscher Höflichkeit“ aussehen kann. Ich habe unwahrscheinlich viel über die Hintergründe unterschiedlicher politischer Positionen gelernt und wie stark sie von historischer und kultureller Interpretation abhängen. Durch das Jahr habe ich mich entschieden – neben Politologie – Judaistik als zweites Fach an der Universität zu wählen und mich auf Nah-Ostpolitik zu spezialisieren.“
Christoph Lunkenheimer, Israel
Unsere Stellen:
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ALUT – KFAR OFARIM
Das Kfar Ofarim ist eine Wohn- und Betreuungseinrichtung für momentan etwa 70 erwachsene autistische Menschen.
Die Freiwilligen begleiten eine Gruppe von 6-7 Autisten durch den Tag: Sie helfen ihnen beim Aufstehen, der körperlichen Pflege sowie beim Essen, unterstützen die Arbeit im Rehabilitationscenter und wirken bei der Freizeitgestaltung mit.
„Meine Arbeitswoche hier startet am Sonntag und endet donnerstags, eine ganz normale jüdische Woche also. Dabei arbeite ich immer in der Zeit von 07:00 bis 15:00 Uhr […]. Ich bin immer schon ein bisschen früher auf der Arbeit, mache mir dann einen Kaffee – es ist schließlich noch vor sieben Uhr – und dann sitze ich zusammen mit meinen Kollegen noch eine Weile da und wir quatschen über alles Erdenkliche. Da nicht alle Mitarbeiter Englisch sprechen, verstehe ich nicht immer alles, aber das ist okay. Irgendjemand bringt auch immer eine Zeitung mit und dann erklären mir meine Kollegen oft, was momentan durch die israelische Presse geht. Um 7 Uhr gehen wir dann in unsere Häuser. […] Zu unseren Aufgaben am Morgen gehört als allererstes das Wecken und so betrete ich jedes Zimmer mit einem beherzten „Boker Tov“ – „Guten Morgen“. Schon hier zeigt sich, wie unterschiedlich die Friends – so werden die Bewohner hier genannt – sind. Droar steht sofort senkrecht im Bett, wenn man sein Zimmer betritt, wohingegen Ilan sich die Decke noch weiter über den Kopf zieht, sobald ein Mitarbeiter zum Wecken kommt. Während ich den Friends dann noch ein paar Momente zum Wachwerden gebe, bereite ich die Utensilien für die Morgenpflege vor und suche dann die Kleidung aus – außer bei Ashriel, er ist relativ fit und mag es, wenn wir zusammen etwas aussuchen.“
Julian Schuhmann, Israel
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KFAR TIKVA
Kiriat Tivon
Seit 1963 wohnen und arbeiten in einem aufgegebenen Kibbuz nahe Tivon Menschen mit geistiger Behinderung selbstbestimmt und individuell und unter dem Motto: ”Hilf mir, es selbst zu tun!”. Zur Zeit leben in Kfar Tikva ca. 200 Menschen mit Behinderungen, hier „Chaverim“ (Freunde) genannt werden.
Die Freiwilligen unterstützen z.B. jeweils 2-3 Menschen mit Behinderung, machen Bereitschaftsdienste für die Begleitung zu Arztbesuchen, arbeiten auf dem Gelände und in den Werkstätten von Kfar Tikva mit.
„Angelegt wie in einem Dorf, wohnen die Member (so werden die Bewohner des Kfars genannt) in eigenen Häusern. Manche alleine, zu zweit oder in einer Wohngemeinschaft. Mahlzeiten werden in der „Chadar Ochel“ eingenommen, dem gemeinsamen Speisesaal. Die Member arbeiten in unterschiedlichen Gruppen. Im unteren Bereich des Dorfes befinden sich Werkstätten, wie z.B. für Filz, Holz, Keramik, die Kerzenfabrik oder Kita Or und Kita Oren (kreative Workshops, in denen alte und stark eingeschränkte Member arbeiten). Außerdem gibt es ein Gartenteam und die „Pinat Chai“, einen kleinen Bauernhof mit unterschiedlichsten Tieren, wie Pferd, Esel, Nasenbär, Ziegen und Schafe, Kaninchen und Hamster, Frettchen, Tauben und Wellensittiche, Hühner … Ich selber arbeite mit einer weiteren deutschen Volontärin und der Workshop-Leiterin in der Filz-Werkstatt. Hier gefällt es mir besonders gut, da ich viele kreative Ideen und Vorschläge mit einbringen und umsetzen kann, so fangen wir dieses Jahr z.B. an Filzblumen und Taschen zu machen. Das habe ich bereits in Deutschland mal gemacht und bringe es jetzt den Membern bei – das ist hier allerdings nicht so einfach, da körperliche Behinderungen oder ein Sturkopf dem Verständnis im Weg stehen können. So weiß z.B. Ella* ganz genau, wann sie Wasser und wann sie Seife dazu geben muss, damit eine schöne Tasche bei rauskommt. Trotzdem ruft sie alle paar Minuten nach mir und möchte, dass ich doch mal ihre Arbeit überprüfe und sie kräftig lobe.“
Malin Spaniol, Israel